Am 25. November 2016 wird am Marburger Rathaus wieder die lila Fahne zum Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen wehen. Gewalt gegen Frauen? Ja, aus Indien erreichen uns Berichte von Vergewaltigungen, die nur selten geahndet werden. Aus Afrika kommen Informationen über Genitalverstümmelung an jungen Mädchen und Frauen und in Saudi-Arabien wurde kürzlich eine junge Frau angeklagt, wegen außerehelichen Geschlechtsverkehrs. Sie hatte nach einer Vergewaltigung die Täter angezeigt. Alles weit weg? Mit Nichten!
In Deutschland wird eine vergewaltigte Frau nicht des außerehelichen Geschlechtsverkehrs bezichtigt, wenn sie die Täter anzeigt. Aber längst nicht jeder Vergewaltiger wird bestraft. Genitalverstümmelung? Es gibt Berichte, dass dies auch bei uns stattfindet. Natürlich ist es verboten, dennoch gibt es glaubwürdige Berichte dazu. Und wie sieht es mit der Gewalt gegen Frauen in den Bordellen aus? Dort kaufen sich Männer den Körper einer Frau und benutzen ihn wie sie wollen. Aber wenden wir uns der Situation in unseren Familien zu.
In Deutschland sind Frauen von häuslicher Gewalt mehr bedroht, als durch andere Gewaltdelikte jede vierte Frau erlebt Gewalt durch ihren Lebenspartner. Die Übergriffe reichen von wütendem wegschubsen, beschimpfen, anschreien, demütigen, ohrfeigen bis hin zum Schlagen mit Gegenständen, verprügeln, vergewaltigen und Gewaltanwendung mit Waffen. Gewalt gegen Frauen ist keine schichtenspezifische oder religiös bedingte Erscheinung. Herr Professor, der erfolgreiche Unternehmer oder höhere Beamte unterscheiden sich darin nicht vom viel geschmähten Hartz IV Empfänger.
Gewalt gegen Frauen hat etwas mit Macht zu tun, die der Täter über die Frauen ausübt.
Terre de Femmes sagt: Im eigenen Heim leben Frauen am gefährlichsten! Welt weit ist das so, auch in Deutschland. Häusliche Gewalt ist die häufigste Ursache von Verletzungen bei Frauen: häufiger als Verkehrsunfälle und Krebs zusammengenommen.
Viele von Gewalt betroffene Frauen leben isoliert. Sie schämen sich, suchen nicht selten die Schuld bei sich und finden nur schwer aus der bedrängten Situation heraus. Häusliche Gewalt betrifft auch die Kinder und nicht selten werden sie als Erwachsene ebenfalls Opfer von Gewalt.
Eine Möglichkeit für Frauen, sich aus der häuslichen Gewalt zu befreien ist der Weg in ein Frauenhaus. Allerdings gibt es viel zu wenige davon und die vorhandenen sind hoffnungslos überfüllt und leiden unter einer chronischen Unterfinanzierung.
Damit betroffenen Frauen aus ihrer bedrängten Situation herausfinden braucht es die Zivilgesellschaft. Es braucht Männer und Frauen, Freunde und Nachbarn, die nicht wegschauen, sondern genau hinschauen und dann helfend eingreifen, denn Gesetze alleine helfen nicht.
Es besteht ein bundesweites Hilfstelefon, das allen Betroffenen, sowie Angehörigen, Freunden und Menschen aus dem sozialen Umfeld offen steht. Das Telefon ist 24 Stunden, an 365 Tagen geschaltet. Beraten wird in mehreren Sprachen und die Beratung ist vertraulich und kostenlos.
Die Telefonnummer lautet: 0800- 116 016.
Theresia Jacobi
Theresia Jacobi ist Vorsitzende der Marburger Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen und im Vorstand der SPD Marburg