Herrn Staatsminister
Dr. Thomas Schäfer
CDU Kreisverband
Gisselberger Str. 17
35037 Marburg
04.09.2017
Ihr Schreiben vom 01.09.2017
Sehr geehrter Herr Staatsminister Dr. Schäfer,
Ihrem neuerlichen Brief zum Plakatskandal in den Marburger Bussen, der offensichtlich die hiesige Tageszeitung schon letzte Woche erreicht hatte, habe ich heute mit Interesse gelesen. Ich erlaube mir die folgenden Bemerkungen zum Sachverhalt zu machen:
– Die SPD-Geschäftsstelle in Marburg hatte bereits im vorigen Jahr (2016) den Aushang von Plakaten in den Bussen der Stadtwerke gebucht. Der Auftrag wurde auf unserer Seite auch angenommen.
– Im März 2017 hat die zuständige Abteilungsleiterin in Absprache mit mir ein Verbot für Wahlwerbung verfügt, um aufgesetzten Diskussionen vorzubeugen.
– Leider war die Sachbearbeiterin, die den Auftrag in 2016 schon angenommen hatte, zu diesem Zeitpunkt bereits in Mutterschutz.
– So fiel das Missgeschick erst auf, als der zuständige (fremde) Dienstleister, die dort abgegebenen Plakate zu Beginn der 35. Kalenderwoche in den Bussen aufhängte.
– Am 30. August wurden die Plakate bereits wieder entfernt.
– Ich habe das Missgeschick bereits längst zugegeben, trage dafür selbstverständlich die Verantwortung und habe mich zuletzt im Aufsichtsrat der Stadtwerke nochmal entschuldigt.
– Der Compliance-Beauftragte der Stadtwerke hat bereits zur letzten Aufsichtsratssitzung einen Aktenvermerk vorgelegt, um mit geeigneten Maßnahmen Wiederholungen zu vermeiden.
– Da Sie die CDU durch den Vorfall dennoch entscheidend benachteiligt sehen, biete ich Ihnen aber gerne an, dass wir zum Ausgleich 70 Plakate DIN A2 hoch ebenfalls für 48 Stunden in den Marburger Bussen aushängen. Bitte setzen Sie sich dazu mit der Marketingabteilung der Stadtwerke in Verbindung.
Ihre recht witzige Annahme, dass ich als Leiter einer großen Unternehmensgruppe mit hunderten Beschäftigten und Millionenumsätzen die Werbeverwaltung für Plakataushänge selber betreibe oder über Rabatte für deren Aushang verhandele, muss ich leider enttäuschen. Ich habe Ihre Fragen aber an die zuständige Abteilung weitergeleitet, die darüber Auskunft geben kann.
Ihren offensichtlichen Ärger darüber, dass ich Sozialdemokrat bin, kann ich dagegen verstehen.
Es ist eigentlich sogar noch schlimmer: Ich bin auch noch Mitglied der Gewerkschaft ver.di, der Arbeiterwohlfahrt, des Arbeitersamariterbundes und der Naturfreunde.
Ich habe meine politische Haltung übrigens schon mehrfach überprüft, aber es bleibt dabei. In Ihrer Partei würde ich mich einfach nicht wohlfühlen.
Mit freundlichen Grüßen
Stadtwerke Marburg GmbH
Norbert Schüren
Geschäftsführer